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Stand: 22. Oktober 2007 |
Harry Mulisch: Siegfried |
Es gibt Bücher/Texte, die man, ich, Du beim Lesen spannend findet, mehr: von denen man weiß, dass sie einem‚ was auch immer zu sagen haben, die einen verändern- irgendwie und irgendwo. Bücher, Texte, die, zu Ende gelesen alle Kraft und Wirkung verlieren, die schlagartig, zugleich mit den letzten Sätzen keinerlei Bedeutung mehr für uns haben. Bei denen mit dem Verlust, dem Aufhören der Emotion ineins das Interesse am Gelesenen, dem Stoff ver-schwindet. Wir erinnern uns. Vage, abstrakt nur. Wir (be)mühen uns. Wir haben eine Geschichte über Adolf Hitler gehört. Eine fiktive, vom Autor Mulisch erfundene Story über einen möglichen Sohn, Siegfried genannt, der später, bei Kriegsende erschossen, auf Anordnung des Führers exekutiert wird. Wir erinnern uns an das, was eine Frau, Eva Braun in den letzten Tagen, Stunden vorm Exitus im Führerhauptquartier, der Wolfsschanze (?) in ihr Tagebuch geschrieben hat, oder besser: hätte schreiben können. Wir erinnern keine Einzelheit. Keinen Satz, keine Wendung oder gar Bonmot. Eine Leerstelle. Im Bewusstsein. Das Buch - eine Form. Eine Hülle. Wie Adolf Hitler. Das Buch: Harry Mulisch. Siegfried. 2001 Carl Hanser Verlag München Wien. |