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Stand: 23. März 2007 |
Martin Walser: Angstblüte |
In der Tat gibt das „Was“, die Geschichte „nichts her“, wie man so sagt. Sie ist trivial um nicht zu sagen/schreiben Kitsch. Trotzdem wird Martin Walser im Allgemeinen und dieser Roman im Besonderen hoch gehandelt. Gewiss in jeder Kultursendung und nachgewiesener Weise in allen großen deutschsprachigen Zeitschriften wurde sein Werk besprochen und durchweg mit Lob bedacht. Das ist seltsam; zumal der Sprachstil, die Schreibe von Walser nicht außergewöhnlich oder irgendwie extravagant ist. Der Roman ist nicht dick und nicht dünn und ist auf ganz normalem Papier gedruckt. Leider. Leider hat Walser keinen Fortsetzungsroman geschrieben. Man, ich wüsste gerne, wie’s weitergeht. Wird sich der Mann wieder mit seiner Ehefrau versöhnen und wie werden sie weiterleben? Wie wird der Mann mit seinen Freunden klarkommen, die sich von ihm abgewendet haben? Im Grunde geht es gar nicht um die oben genannte Geschichte. Diese ist nur ein Transportmittel. Was Walser geschaffen hat, ist ein klassisch-modernes Kunstwerk. Eine Tragödie. So gibt es auch keine Schuldigen, sondern nur solche, die schuldfrei, schuldig werden. Für uns Jüngere ist es ein Hinweis. Ein Hinweisen darauf, was kommt. Was kommt mit dem Altern: „Er ist enttäuscht. Er hatte gehofft, im Alter nehme eine Art Sterbebereitschaft zu. Es entwickle sich eine Fähigkeit zu sterben. Hatte er gehofft. Man sei am Leben nicht mehr so sehr interessiert. Jetzt erlebt er, dass das nicht stimmt. Er ist dem Tod sicher so nah wie nie zuvor, aber vom Leben kein bisschen weiter weg als vor dreißig Jahren. Leben ist immer noch etwas, von dem man nicht genug kriegen kann.“ Das Buch: Martin Walser. Angstblüte. Rowolth 2006. |