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Stand: 01. Mai 2007
Uwe Timm: Johannisnacht
Bild - Hinter den Linden - vergrößern Dieses Buch hätte ich von mir aus nie in Erwägung gezogen zu lesen oder gar gelesen. Höchstwahrscheinlich hätte ich es nicht mal gefunden. Weder im Buchladen noch der Bibliothek meines Vertrauens. Ein Freund aus meinem Vorleben, ein alter Freund aus Berlin hat es mir nicht bloß empfohlen, sondern gekauft. In erster Auflage und Unterschrift vom Autor.

Uwe Timm hat nach Volksschule, Kürschnerlehre (?) etc. auch studiert und zwar Philosophie und Germanistik. In München und Paris. Weiter heißt es auf dem Klappentext des Buches, dass Timm ein Promovierter sei. Seinen Doktor, wie man so sagt, bekam er für das „Absurditätsproblem“. Ob er es gelöst hat?

Vorurteile. Bücher wie diese, liest man/ich nicht ohne Vorurteile. Das macht sich bemerkbar. Selbst nach dem 2, 3 Lesetag fehlt das, was unsereins noch am Weiterlesen hält: die Spannung, die Tiefe oder geistige Höhe, Kriterien, die, so scheint’s, den Lesefluss ermöglichen und deren Fehlen einem, mir das Gefühl einflüstern, nur Minderwertiges, Fastfood oder besser: Zweitrangiges zu mir zu nehmen.


Bei mir kam, um die Sache abzurunden, die Liebe dazwischen, so dass ich an einem Vormittag „und an einem Stück“ über die Hälfte des Buches schaffte, und hernach, wohlproportioniert, kapitelweise auch den Rest des Werkes.

Worum geht’s? Ein Schriftsteller aus München recherchiert in Berlin für ein Buch über die Kartoffel. Ein Kartoffelbuch. Wir werden unterrichtet über die Geschichte der Kartoffel, über ihre Bedeutung in der Literatur, ihre Artenvielfalt usw. Rezepte z.B. für eine Kartoffelsuppe gibt es nicht, dafür erfahren wir, was das Geheimnis eines guten Martini's ist: „Damit der Martini richtig trocken wird, sollte man ihn in einem Mixer über Eis gießen und einen kleinen Schuss Wermut darüberflüstern...“

Eine richtige Handlung gibt es nicht. Timm lässt Menschen aus Berlin zu Wort kommen, die am Rande leben, z.B. einen Beerdigungsredner: „Mit ihrem Tod stellte sich eine banale Frage: Wie sollte ich die Mutter beerdigen? Es musste doch einen Rahmen, eine Form dafür geben. Man kann nach so einem Leben nicht einfach hingehen und den Sarg in die Erde versenken. Sollte ich auf der Beerdigung etwas sagen? Aber ich war mir sicher, dass ich das nicht würde tun können, weil ich mich kenne. Ich würde all meine Konzentration benötigen, um nicht zu weinen, hemmungslos zu weinen. Dazu gehört bei mir sonderbarerweise immer die Nähe anderer Menschen, wie auch die Sprache, ich muss die Trauer aussprechen, mich sprechen hören, und ich beginne zu weinen, sonst ist es nur eine lähmende Traurigkeit, ein Schmerz, der still und kompakt ist.“

Das Buch:
Uwe Timm. Johannisnacht. Büchergilde Gutenberg (Kiepenheuer & Witsch.1996)

Ingeborg Bachmann. Das dreißigste Jahr. →
Steward O’Nan. Abschied von Chautauqua. →
Martin Walser. Ein liebender Mann. →
Philip Roth. Exit Ghost. →
Walter Moers. Der Schrecksenmeister →
Rüdiger Safranki. Romatik (Eine deutsche Affäre) →
Paul Auster. Die Brooklyn-Revue →
Betrand Russell. Denker des Abendlandes →
Harry Mulisch. Siegfried. →
Justus Noll. Ludwig Wittgenstein - David Pinsent →
Maarten't Hart. Das Wüten der ganzen Welt. →
Jonathan Franzen. Die Unruhezone →
Franz Kafka. Tagebücher →
Uwe Timm. Johannisnacht ↑
Günther Grass. Beim Häuten der Zwiebel →  
Martin Walser. Angstblüte →
Sigrid Damm. Christiane und Goethe →
Philip Roth. Jedermann →
Saul Bellow. Damit du dich an mich erinnerst →
Eric-Emmanuel Schmitt. Das Evangelium nach Pilatus →

Judith Hermann. Nichts als Gespenster →
Erhard Köllner. Homosexualität als anthropologische Herausforderung →
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