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Stand: 21. Januar 2007
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Erhard Köllner. Homosexualität als anthropologische Herausforderung. ↓
Das Bekannte, sagt Hegel, ist nicht das Erkannte und bekanntlich saßen in den KZ’z- wurden in den KZ’z der Nationalsozialisten, wie sie sich nannten, nicht nur Juden für die Endlösung aufgehoben, sondern auch Zigeuner, Behinderte, Kommunisten, Christen, Schwule etc etc. Weichlinge, Schwächlinge, alle, so der Tagtraum, die nicht naturhaft-natürlich, die nicht rein, die nicht arisch waren. Die Gleichsetzung von unnatürlich=minderwertig=unmoralisch=lebensunwert ist nicht mehr. Nicht mehr in den Köpfen der meisten, wenngleich die noch immer ein gewisses Unbehagen gegenüber dem Un-natürlichen haben. Es ist unnatürlich sich unter keinen Umständen zu wehren, es ist unnatürlich, wenn Männer mit Männern, Frauen mit Frauen Sex machen. Es ist unnatürlich Alte und Schwache zu hegen und zu pflegen. Kein Tier tut das. Es ist unnatürlich Behinderte zu schützen und und und. Wer A sagt, heißt es, muss auch B sagen. Wer das eine unnatürlich nennt, muss, so die Einsicht, die Vernunft, auch das andere unnatürlich nennen. Das geht Hand in Hand. So funktioniert Denken. Die Nazis (ich nenn sie so) waren da nur konsequent, radikal. Nicht nur im Denken. Da vielleicht am wenigsten. Denken ist vielfach ein Ringen. Braucht Zeit. Muse. Auch das. Zur Sache! Erhard Köllner. Homosexualität als anthropologische Herausforderung. Ein sog. Sachbuch. Kein Roman. Leider. Leider kenn ich keinen schwulen Roman, zu dem ich mich hier auf ERUNA äußern kann. Natürlich gibt es Schwulen und Lesbenromane. Die sind so spannend wie Frauenliteratur, Kinderbücher und sonstige Szenenliteratur. Literatur demnach von wenigen für wenige. - Ein Sachbuch. Ein Hier-zählen-die-Fakten-Buch. Nicht mehr, nicht weniger. Das Schöne, das Spannende: Köllner lässt sie alle (es sind so viele, die sich seit Jahrhunderten zum Thema äußern) selbst sprechen. Nicht ein Zitat und 20 Zeilen Kommentar. Nein. Zumeist dürfen sich unsere Dichter und Denker über mehrere Abschnitte artikulieren, mutig sein, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Und sie tun es. Jeder auf seine Weise d.h. *lach* anders als der Andere davor, danach. Der S. Freud anders als der C. Jung und beide wieder anders als etwa H. Wallisch. Letzteren hab ich wahllos ausgewählt. Aus der Bibliografie, die sage und schreibe!: über 60 Buchseiten umfasst. Und Köllner? Der hat auch eine Meinung und die äußert er am Ende. Da outet er sich nämlich als Protestant. Der Arme! Die habens ja nicht leicht mit ihrer Bürde Paulus. Noch immer nicht. Köllner wagt die Versöhnung. Mit Paulus gegen Paulus so die Strategie. Ein Taschenspielertrick, den jeder Philosophiestudent aus dem 2. Semester so beim Namen nennt. Und? Ich mein, man kanns überlesen, belächeln, tolerieren, für richtungsweisend finden, denn auch ohne Schluss ist das Ganze, der Torso ein erwähnenswertes Buch. Eines, in das man, die meisten, mal reingeguckt haben sollten. Ein Schmökerbuch. C’est ca.

Das Buch hab ich selbst empfohlen bekommen. Von Montesquieu. Jawohl.

Hier die Daten:
Erhard Köllner. Homosexualität als anthropologische Herausforderung. Klinkhardt. 2001. Studenten, z.B. aus Mannheim oder Heidelberg haben es leicht. Die können es sich ausleihen. Jetzt.
© 2007 ERUNA (Lingenfeld) →
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